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Umweltrisikoeinschätzung Strasse/Schiene
Projekttitel: | Überprüfung
und Weiterentwicklung von Beurteilungskriterien für Natur und
Landschaft innerhalb der Umweltrisikoeinschätzung des
Bundesverkehrswegeplanes für die Verkehrsträger Straße und
Schiene |
Förderung: | Bundesamt
für Naturschutz (FKZ 899 82 110) |
Gesamtprojektleitung und Leitung
Naturschutzfachlicher Teil: | Prof. Dr. Johann
Köppel [1](FG Umweltprüfung und Umweltplanung) |
Leitung
Umweltökonomischer Teil: | Prof. Dr. Volkmar
Hartje [2](FG Landschaftsökonomie) |
Bearbeitung: | Dr.
Wolfgang Peters Dipl.-Ing. Wolfgang Wende Dipl.-Vw. Jürgen Meyerhoff cand. Ing. Max Wohlfelder |
Laufzeit: | Dezember
1999 bis April
2001 |
Problemstellung
Die Überarbeitung des Bundesverkehrswegeplanes (BVWP) erfordert hinsichtlich der Beurteilung der naturschutzrelevanten Folgen der Verkehrsplanungen eine Weiterentwicklung der bisher angewandten Bewertungsmethoden. Um diese Anforderungen zu erfüllen, wird im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Wohnungswesen (BMVBW) an der Weiterentwicklung der Umweltrisikoeinschätzung zum BVWP gearbeitet. Diese Arbeiten werden von Seiten des Naturschutzes begleitet, um im Dialog mit dem BMVBW die zur Sicherung der Ziele des Naturschutzes notwendigen methodischen Mindestanforderungen zu gewährleisten. Hierbei wird das Bundesamt für Naturschutz (BfN) als zuständige Fachbehörde des Bundes durch die TU Berlin beraten. Darüber hinaus werden im Rahmen des Forschungsprojektes eigene methodische Vorschläge entwickelt, die über eine Umsetzung in der aktuellen Überarbeitung des BVWP hinaus zielen.Die inhaltlichen Aspekte der Beratungs-, Forschungs- und Entwicklungsarbeit können in vier Themenblöcke aufgeteilt werden:
- Methodische Weiterentwicklung der Umweltfolgenabschätzung im Bereich des Schutzgutes Natur und Landschaft
- Integration der Anforderungen der FFH-Richtlinie in die Umweltrisikoeinschätzung zum BVWP
- Monetäre Bewertung der Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft und ihre Integration in die KNA der BVWP
- Kostenumsetzung sowie Berücksichtigung von Hinweisen und Planungshilfen aus der Umweltrisikoeinschätzung der BVWP ´92 in nachfolgenden Planungsebenen
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Themenblock 1 Methodische Weiterentwicklung der Umweltfolgenabschätzung im Bereich des Schutzgutes Natur und Landschaft
Ausgangslage
Aufgrund der komplexen Wirkbeziehungen der Werte und
Funktionen von Naturhaushalt und Landschaftsbild sind bezogen auf das
Schutzgut Natur und Landschaft erhöhte Anforderungen an die
Umweltrisikoeinschätzung zu stellen, die bisher nur unzureichend
erfüllt wurden. Auch eine über die isolierte Analyse der einzelner
Verkehrsprojekte hinausgehende Netzbetrachtung verschiedener
Verkehrsträger und Projekte ist bislang nicht realisiert. Daneben ist
die notwendige Aussagenschärfe der Umweltfolgenabschätzung auf der
Ebene der Bedarfsplanung umstritten.
Aufgaben und Vorgehensweise
Die zentrale Aufgabe
in diesem Themenblock besteht darin naturschutzfachliche Anforderungen
an die Weiterentwicklung des BVWP zu formulieren. Diese Anforderungen
betreffen insbesondere folgende Aspekte:
- die Angemessene Abbildung von Natur und Landschaft im Hinblick auf die Umweltrisikoeinschätzung und die nachfolgende monetäre Bewertung für Kosten-Nutzen-Analyse (KNA) (Bewertungsmaßstäbe, Detailschärfe),
- die Prognose (z.B. erforderliche Aussagegenauigkeit),
- die Berücksichtigung von kumulativen und sekundären Effekten,
- die Bewertung des Risikos von Beeinträchtigungen,
- die Prüfung naturschutzrelevanter Entlastungsmöglichkeiten durch Netzbetrachtungen,
- die Formulierung von Auflagen für die nachfolgenden Planungsebenen.
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Themenblock 2 Integration der Anforderungen der FFH-Richtlinie in die Umweltrisikoeinschätzung zum BVWP
Ausgangslage
In der Ausarbeitung der EU-Kommission zu Artikel 6
der FFH-Richtlinie, die seit Juli 2000 vorliegt, sind „Pläne für
Beförderungsnetzwerke“ ausdrücklich als Pläne hervorgehoben, die
einer Verträglichkeitsprüfung nach FFH-RL zu unterziehen sind, wenn
sie vermutlich erhebliche Auswirkungen auf ein „Natura
2000“-Gebiet nach sich ziehen.
Aufgaben
und Vorgehensweise
Es wird untersucht, ob auch der
BVWP bei seiner Fortschreibung hinsichtlich seiner Verträglichkeit
mit den Erhaltungszielen betroffener FFH-Gebiete zu prüfen ist. In
jedem Fall ist eine methodische Weiterentwicklung und Anpassung der
Umweltrisikoeinschätzung an die neuen Erfordernisse der
FFH-Richtlinie hinsichtlich der Sicherung des ökologischen Netzes
„Natura 2000“ notwendig.Hierzu wird eine
systematische Recherche und Auswertung existierender Vorschläge zu
Methoden und Verfahrensweisen der FFH-Verträglichkeitsprüfung von
Plänen durchgeführt und daraus methodische Anforderungen an die
erweiterte Umweltrisikoeinschätzung im Rahmen der BVWP abgeleitet.
Daneben werden auch Vorschläge zum Umgang mit den Rechtsfolgen
unverträglicher Planaussagen erarbeitet. Dieses betrifft die
Verpflichtung zum Nachweis, daß keine verträglicheren
Planungsalternativen möglich sind genauso wie das Verfahren der
Abwägung der Belange im Sinne der FFH-Richtlinie.Zur
breiten akteursübergreifenden Diskussion der methodischen und
rechtlichen Vorschläge zur Integration der Anforderungen der
FFH-Richtlinie in die BVWP ist ein Workshop mit Verkehrsplanern und
Naturschützern vorgesehen, dessen Ergebnisse anschließend
zusätzlich im Internetforum diskutiert werden
können.
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Themenblock 3 Monetäre Bewertung der Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft und ihre Integration in die KNA der BVWP
Ausgangslage
Bisher
wurden in den Kosten-Nutzen-Analysen der Bundesverkehrswegeplanung
Auswirkungen auf Natur und Landschaft nicht berücksichtigt. Die
Begründung hierfür war, daß methodische Probleme einer monetären
Bewertung dieser Auswirkungen entgegenstehen (vgl. Moosmayer 1994).
Allerdings kann diese Einschätzung angesichts des Standes der
ökonomischen Bewertungsverfahren nicht gelten gelassen werden.
Grundsätzlich sind aus ökonomischer Sicht zwei Wege denkbar, um
Auswirkungen von Verkehrswegeprojekten auf Natur und Landschaft
monetär zu bewerten und anschließend in die Kosten-Nutzen-Analyse
einzustellen:a) Bestimmung der Nachfrage nach
Natur und Landschaft durch Ermittlung der Zahlungsbereitschaft, die
als Äquivalent für den Nutzen, den Natur und Landschaft stiften,
herangezogen wird (direkte Bewertung).b) Bestimmung des
monetären Wertes von Natur und Landschaft über die Kosten der
Vermeidung von Beeinträchtigungen und die Kosten für die
Wiederherstellung (indirekte Bewertung).In Deutschland
wird den unter a) genannten Ansätzen bisher wenig Beachtung
geschenkt. Durch die statt dessen gewählte unter b) beschriebene
Vorgehensweise wird aber der ökonomischen Bewertung die
Möglichkeit genommen, einen eigenständigen Beitrag zur
(umwelt-)politischen Zielfindung zu leisten, der durch die
theoretische Basis der Kosten-Nutzen-Analyse auch angelegt ist.
Dadurch, daß lediglich Kosten in Abhängigkeit vorher festgelegter
Kriterien bestimmt werden, dürfte es gerade bei zunehmender Knappheit
an Natur und Landschaft zu einer Unterschätzung des ökonomischen
Wertes von Natur und Landschaft kommen.
Aufgaben und Fragestellungen
1) Es werden
Anforderungen an die Monetarisierung der Auswirkungen von
Verkehrswegeprojekten auf Natur und Landschaft formuliert, wobei hier
vor allem auf ihren potentiellen Beitrag zur umweltpolitischen
Zielfindung eingegangen werden soll.
2) Vor
diesem Hintergrund werden die bisherigen Vorschläge zur monetären
Bewertung dieser Auswirkungen diskutiert und ihnen als möglicher
alternativer Ansatz das Konzept des „Benefit-Transfers“
gegenübergestellt werden.
3) Anhand ausgesuchter Fallbeispiele werden für
die Verkehrsträger Straße und Schiene die Auswirkungen entsprechend
den unter b) genannten Bewertungsansätzen monetär bewertet und diese
Beträge dann in die Kosten-Nutzen-Analysen für das jeweilige
Verkehrswegeprojekt eingestellt. So soll gezeigt werden, welche
Auswirkungen sich hierdurch auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis
ergeben.
4) Für die Fallbeispiele soll,
soweit in der Literatur entsprechende Werte über die
Zahlungsbereitschaft entsprechender vergleichbarer Teile von Natur
und Landschaft zu finden sind, zweitens mit Hilfe des
„Benefit-Transfers“ die Auswirkungen der Verkehrswegeprojekte
auf Natur und Landschaft exemplarisch in der Kosten-Nutzen-Analyse
berücksichtigt werden. Hierdurch kann verglichen werden, welcher
der beiden Ansätze welchen Einfluß auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis
hat.
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Themenblock 4 Kostenumsetzung sowie Berücksichtigung von Hinweisen und Planungshilfen aus der Umweltrisikoeinschätzung der BVWP ´92 in nachfolgenden Planungsebenen
Ausgangslage
Als Ergebnis der Umweltrisikoeinschätzung der BVWP
´92 wurden für viele Projekte „Hinweise für die weitere
Planung“ formuliert, durch die Beeinträchtigungen von Natur und
Landschaft möglichst weitgehend vermieden werden sollen. Da diese
Auflagen nicht rechtsverbindlich sind, ist bisher nicht hinreichend
bekannt, ob und wie diese Auflagen im weiteren Planungsverfahren
Beachtung finden. Weiterhin ist unklar, ob ein Zusammenhang zwischen
bestimmten Umweltrisikofaktoren bzw. Umweltkonfliktpunkten und
tatsächlichen Vermeidungs- und Kompensationskosten besteht. Ein
solcher Zusammenhang könnte ggf. Rückschlüsse darüber zulassen, in
welchem Maße künftig Umweltkosten verstärkt in der BVWP zu
berücksichtigen sind.Daneben sollen die entwickelten
Ansätze zur monetären Bewertung von Natur und Landschaft mit Hilfe
der Fallbeispiele getestet werden und anhand der Projektbeispiele
nachvollziehend die Auswirkungen der Monetarisierung auf das Ergebnis
der KNA bestimmt werden.
Aufgaben und
Vorgehensweise
Aus diesem Grund soll durch eine
Untersuchung ausgewählter Fallbeispiele festgestellt werden, wie sich
die in der Umweltrisikoeinschätzung zum BVWP ´92 formulierten
Hinweise in der weiteren Planung (Linienbestimmung,
Raumordnungsverfahren und Planfeststellung) ausgewirkt haben und ob
ein Zusammenhang mit der Höhe tatsächlicher Kosten für
Vermeidungs-, Verminderungs-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen
besteht.Zunächst sind in Zusammenarbeit mit dem BfN und
dem BMV möglichst geeignete Fallbeispiele zu Straßen- und
Schienenprojekten auszuwählen und die dazugehörigen
Planungsunterlagen zu beschaffen. Der Stichprobenumfang richtet sich
nach der Differenzierung der zu überprüfenden Kriterien sowie der
Qualität und Vollständigkeit der vorliegenden Unterlagen und wird
zusammen mit dem Auftraggeber festgelegt. Kriterien für die Auswahl
sind der Charakter der Konfliktpunkte, die Qualität der im BVWP ´92
formulierten Auflagen sowie nicht zuletzt die Aussagefähigkeit der
Unterlagen hinsichtlich der aufgewendeten Kosten für Bau-,
Vermeidungs-, Verminderungs- und
Kompensationsmaßnahmen.Eine Auswahl von
Planungsunterlagen zu ca. 30 Straßen- und Schienenprojekten liegt
bereits vor und wurde direkt auf ihre Eignung als Fallbeispiele für
die zu untersuchende Fragestellung überprüft. Zur Zeit erfolgt die
Erhebung und Ermittlung der Umweltrisiko- und Kostenangaben im BVWP
sowie in den nachfolgenden Planungsstadien.
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